Die temporär vor dem Bamberger Dom eingerichtete „Grüne Oase“ soll Linderung in der Hitze bringen und Ort der Hoffnung für die Schöpfung sein. Der heilige Franz von Assisi war ihm Leitbild und Inspiration in Leben wie Lehre. Mit dem Annehmen seines Namens setzte Papst Franziskus von Beginn seines Pontifikates an voller Überzeugung ein Zeichen und State­ment: „Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist“, beschreibt der erst vor wenigen Wochen verstorbene Papst die Beweggründe für seine Namenswahl in seiner 2015 erschienenen Enzyklika „Laudato sí“, deren Titel dem lobpreisenden Sonnengesang seines Vorbildes entnommen ist.

Den zehnten Jahrestag der Umwelt- und Sozialenzyklika nimmt das Erzbistum Bamberg nun zum Anlass, mit dem weitgespannten Projekt „Unsere (Um)Welt – Hoffen und Handeln. 10 Jahre Laudato si´“ an die ungebrochene Relevanz des päpstlichen Aufrufes an die Menschheit zur Sorge um das gemeinsame Haus – ein Synonym für unsere Welt – zu erinnern und die Schöpfungsverantwortung facettenreich in mehreren Teilprojekten bis in den Herbst hinein zu thematisieren. Sie werden getragen von der Hauptabteilung Kunst und Kultur, dem Umweltreferat und dem Referat Weltkirche des Erzbistums. Eingebunden sind neben dem Diözesanmuseum auch die Lyrikerin Nora Gomringer sowie der Aktionskünstler HA Schult.

Klagen und Hoffnung Raum geben

Bis Mitte Juli soll eine erfrischende „Grüne Oase“ aus regionalen Bäumen und Sträuchern, Bänken und Schatten vor dem Dom inmitten des aufgeheizten Stadtraumes als Hoffnungszeichen für die Schöpfung von weitem sichtbar zur Auseinandersetzung mit Klima, Umwelt und Gesellschaft anregen. Zitate aus der Enzyklika Laudato si‘ signalisieren die Bedeutung der Schöpfungsverantwortung für die katholische Kirche. „Wir möchten die Besucher und Besucherinnen anregen, ihre Klagen über den Zustand des Planeten, aber auch ihren Hoffnungen für die Schöpfung Raum zu geben und mögliche persönliche Handlungsschritte festzuhalten“, so Umweltreferent Sebastian Zink, der das Projekt mitentwickelt hat, das auch Beispiele von gelebter Schöpfungsverantwortung aus dem Erzbistum vorstellt. 

Ebenfalls vor dem Dom symbolisieren zwölf lebensgroße Figuren aus recycelten Glasmaterialien die Fragilität der Schöpfung und die Endlichkeit unserer Rohstoffe. Die zwölf „People of Glass – Human Fragility“ sind die Weiterentwicklung der international bekannten Trash People-Serie des deutschen Aktionskünstlers HA Schult. Schult verwandelt seit über 50 Jahren Konsumabfälle in Kunst. Diverser und verschiedenfarbiger Glasmüll sowie Petflaschen bilden die Körper seiner aktuellen Figurenreihe, die bis 31. August zudem im Kreuzgang des Diözesanmuseums zu sehen sein werden.

Die Leiterin des Bamberger Künstlerhauses Villa Concordia und Lyrikerin Nora Gomringer setzt bis 3. August im Umfeld katholischer und evangelischer Kirchen mit der Open-Air Fahneninstallation „conTExt: Das kleine Gedicht, der weite Gedanke“ die Texte ihres Vaters Eugen Gomringer in Kontext zur Schöpfung. Die Banner sind an den Domtürmen, am Domplatz, an der Staatsbibliothek sowie an der Oberen Pfarre, an St. Stephan und der Erlöserkirche in Bamberg zu sehen. QR-Codes führen zur Entschlüsselung der Botschaften.

Was gefährdet wo die Welt?

Auch das Diözesanmuseum Bamberg wird sich vom 12. Juli bis 4. November mit der Ausstellung „Krise. Kunst. Kirche. Kontinente – Visionen von Laudato si‘“ an dem Projekt beteiligen. Hierin versucht es, Antworten auf unterschiedlichste aktuelle Fragen zu geben: Wie interpretiert die zeitgenössische Kunstszene eines Kontinents die Themen Umwelt- und Klimaschutz? Gibt es geografisch geprägte Perspektiven auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit? Was gefährdet wo in dieser Welt die Schöpfung – Sintfluten, extreme Hitze oder Plastikmüll? Oder gibt es gar keine Krise?

Sechs thematisch aktuelle Kunstwerke aus Afrika, Asien, Europa, Nordamerika, Südamerika und Ozeanien repräsentieren jeweils ihren Kontinent und eröffnen einen Diskurs, der gängige Klischees im Rahmen einer künstlerischen Auseinandersetzung mit globalen Herausforderungen und der Rolle der Kirche ins Wanken bringt. Diese globalen Dynamiken, die die Bedeutung von Umweltverantwortung und sozialer Gerechtigkeit betreffen, spiegeln auch die Selbstverpflichtung der katholischen Kirche wider, wie sie in der Enzyklika Laudato si‘ zur Schöpfungsverantwortung formuliert ist. Verschiedene Kunstgenres verdeutlichen eindrucksvoll die anhaltende Relevanz der in der päpstlichen Enzyklika behandelten Themen – insbesondere den Kontrast zwischen privilegierten und benachteiligten Lebenswelten.

Für die Mit-Initiatorin Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin Kunst und Kultur im Erzbistum Bamberg, stellt Kunst in all ihren Erscheinungsformen ein bedeutendes und gesellschaftswirksames Medium dar, um einen Zugang zu existentiellen Fragestellungen zu finden: „Kunst ist in langer Tradition ein Verkündigungsmedium von Kirche. Gerade beim Thema Schöpfungsverantwortung können Kunstwerke, Installationen und auch die Lyrik völlig neue Perspektiven eröffnen, Denkmuster durchbrechen und Menschen auf anderen Ebenen ansprechen als Bildungsmaßnahmen dies tun können“.

Ein Schöpfungstag zum Abschluss

Zum Abschluss des Projektes will der Diözesan-Schöpfungstag am 28. September im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg unter dem Titel „Hoffnungskraft“ nochmals Mut zu einem schöpfungsgerechten Lebensstil machen. Der bunte Aktionstag und vielfältige inhaltliche Anregungen wollen die christliche Hoffnungsbotschaft als kraftvollen Impuls für das mutige Wahrnehmen von Schöpfungsverantwortung erlebbar machen, Vernetzungsmöglichkeiten schaffen und einfach miteinander den Lobgesang der Schöpfung feiern. Inhaltliche Impulse geben werden unter anderem die Philosophin und Autorin für eine neue Lebenskunst Ariadne von Schirach, der Zoologie-Professor Dr. Gerhard Haszprunar und bei Zusage die Klimaaktivistin und Publizistin Luisa Neubauer.

Weitere Infos: www.laudatosi.erzbistum-bamberg.de
Impulse fürs Leben: Von Montag bis Freitag gibt es im Rahmen des Projektes bis 31. Juli im Bamberger Dom täglich um 12 Uhr für zehn Minuten einen spirituellen Impuls zur Schöpfungsverantwortung.

Autor/Autorin: DRY/SEBASTIAN ZINK · FOTOS: SEBASTIAN ZINK/PRESSESTELLE ERZBISTUM BAMBERG

Ein Klassiker neu entdeckt

Der „Sonnengesang“ von Franz von Assisi gehört zu den ergreifendsten Lobliedern auf die Schöpfung. In diesem meisterhaft verfassten Gebet drückt der heilige Franziskus seine tiefe Dankbarkeit für die Natur und seine Wertschätzung gegenüber Gott aus. Der Text hat über Jahrhunderte hinweg Menschen inspiriert, die Schönheit der Welt zu erkennen und in Dankbarkeit zu leben.

In dem im August erscheinenden Heft interpretiert Leonie Voitenleitner den „Sonnengesang“ auf eine moderne Weise und hilft, die tiefere Bedeutung dieses kraftvollen Textes zu entdecken. Mit wertvollen Anregungen und reflektierenden Gedanken schafft sie eine Verbindung in die heutige Zeit und zeigt, was der Sonnengesang für das eigene Leben bedeuten kann.

Das Heft will mehr sein als nur eine spirituelle Lektüre – es will eine Einladung, die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung bewusst wahrzunehmen und in Dankbarkeit zu leben. Es zeigt auf, wie der „Sonnengesang“ auch heute noch als Lebensansatz dienen kann, der zum achtsamen Umgang mit der Natur und den Mitmenschen anregt. BB

Der Sonnengesang gedeutet von Leonie Voitenleitner, 18 Seiten, Butzon & Bercker Verlag, August 2025, 3.50 Euro
Ausstellung: Sieben Tage

Sieben Tage waren es, bis die Schöpfung vollendet war, so erzählt es das Alte Testament. In den ersten sechs Tagen schuf Gott Tag und Nacht, Himmel und Erde, die Gestirne, Tier und Mensch. Am siebten Tag ruhte er. Schöpfung – das ist die Natur in ihrer ganzen Vielfalt, die uns umgibt. Und das sind wir, die wir Verantwortung dafür tragen. Der Schöpfungsbericht kann ein Impuls sein, sich mit der Umwelt und wie sich die Menschen darin verhalten, auseinanderzusetzen. Mit Kunstwerken von zehn Künstlerinnen und Künstlern will das Freilandmuseum Bad Windsheim im Rahmen seiner Sonderausstellung „Sieben Tage – Bilder der Schöpfung“ noch bis zum 21. September in der Spitalkirche zum Nachdenken und Handeln anregen. FM

www.freilandmuseum.de
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